Inhaltsverzeichnis
Warum werden Reinraumhandschuhe benötigt?
Aus welchen Materialien bestehen Reinraumhandschuhe?
Wie groß sollten Reinraumhandschuhe sein?
Fazit
Reinräume sind Räume mit besonders niedriger Konzentration luftgetragener Teilchen. Das sind Kleinstpartikel und -stoffe, die in der Luft schweben und mit bloßem Auge oft gar nicht wahrgenommen werden. Um solche Räume rein zu halten, ist eine spezielle Arbeitskleidung erforderlich.
Zu dieser Arbeitskleidung gehören auch Reinraumhandschuhe. In diesem Beitrag befassen wir uns näher mit Einsatz, Materialien und erforderlichen Größen von Handschuhen im Reinraum. Die Anforderungen an Reinräume sind in den letzten Jahrzehnten deutlich strenger geworden. Dem müssen auch die Handschuhe im Reinraum Rechnung tragen.
Warum werden Reinraumhandschuhe benötigt?
Reinräume findet man immer dort, wo eine Produktion, Forschung, Behandlung oder Anwendung frei von Kontaminationen durch fremde Partikel erfolgen muss. Halbleiterfertigung, Luft- und Raumfahrttechnik, Biotechnologie, Lebensmittelherstellung und -verarbeitung, Pharmazie, Optik- und Lasertechnologie, spezielle medizinische Forschungen und Behandlungen sind Bereiche, in denen Reinräume benötigt werden.
Es existieren verschiedene Reinraumdefinitionen für unterschiedliche Branchen. So gilt in der Halbleitertechnik die Definition gemäß ISO 14644-1 und ISO 14644-2. In der Pharmazie findet der EU-GMP-Leitfaden, Annex 1 Herstellung steriler Arzneimittel, Anwendung und in der Lebensmitteltechnik die VDI-Norm 2083. Kontaminationen in Reinräumen können negative Folgen haben. Sie führen zu Produktionsausfällen, höheren Ausschussquoten oder nachhaltigen Qualitätseinbußen bei Produkten. Bei Patienten können Verunreinigungen erhebliche Gesundheitsbeeinträchtigungen bis hin zur akuten Lebensgefahr bedeuten.
Der Mensch ist in der Regel der größte Risikofaktor für Kontaminationen in Reinräumen. Eine angepasste Arbeitskleidung, spezielle Arbeitsmittel und Werkzeuge sollen dafür sorgen, dass es nicht zum Partikeleintrag kommt. In diesem Zusammenhang sind auch Handschuhe im Reinraum zu sehen. Sie sollen zum einen unerwünschte Verschmutzungen verhindern, zum anderen ungestörtes Arbeiten mit den Händen ermöglichen. Last but not least können die Handschuhe auch dem Schutz des Trägers dienen - zum Beispiel wenn mit kritischen Substanzen (Säuren, Laugen usw.) oder hohen Temperaturen umgegangen werden muss. Es versteht sich von selbst, dass Handschuhe in Reinräumen sehr oft Einwegprodukte sind.
Aus welchen Materialien bestehen Reinraumhandschuhe?
Ursprünglich wurden als Reinraumhandschuhe bevorzugt Vinylhandschuhe eingesetzt, die einfach in Polyethylen-Beutel verpackt wurden. Mit den gestiegenen Anforderungen und der Ausdifferenzierung von Normen (siehe oben) für Reinräume ist auch das Material-Spektrum für Handschuhe im Reinraum breiter geworden. Unterschiedliche Eigenschaften sind gefragt: Elastizität, Reißfestigkeit, Abriebfestigkeit, Tragekomfort, Antistatik, Chemikalienbeständigkeit, Hitzebeständigkeit usw.. Jedes Material besitzt dabei spezifische Qualitätsmerkmale mit Vor- und Nachteilen - hier ein Überblick:
1. Vinyl/Polyvinylchlorid (PVC): ist ein kostengünstiges Material und eignet sich gut für trockene Umgebungen. Nachteile: PVC ist wenig dehnbar und nicht sehr reißfest. Es hat keine besonders gute Passform und ist daher ggf. hinderlich beim "Handling". Das Material besitzt vergleichsweise hohe Rückstandswerte. Handschuhe aus PVC kommen bei Reinräumen mit vergleichsweise niedrigen Anforderungen an Partikel-Kontamination in Betracht oder wenn ein Schutz vor mikrobiologischen Überträgern gefragt ist.
2. Natur-Latex: Handschuhe aus diesem Material nutzen Naturkautschuk. Das ist eine gummiartige Substanz, die aus dem Milchsaft verschiedener Kautschuk-Pflanzen gewonnen wird. Natur-Latex-Handschuhe werden am häufigsten als Reinraumhandschuhe verwendet - sowohl in der industriellen Fertigung als auch in der Medizin. Das Material überzeugt durch seine hohe Reißfestigkeit und Elastizität. Es ist langlebig und bietet einen hohen Tragekomfort. Handgriffe werden kaum behindert. Die Handschuhe sind chemikalienbeständig - insbesondere bei Säuren, Basen und Alkohol. Sie vertragen sich allerdings weniger gut mit Ölen und Fetten, weshalb im Lebensmittelbereich häufig andere Materialien verwendet werden. Ein großer Nachteil von Natur-Latex-Handschuhen ist das Allergierisiko. Verursacher sind die enthaltenen Latexproteine. Hersteller versuchen das allergische Potential zu reduzieren, indem man statt Puder - ein Allergie-Verstärker - Maisstärke verwendet und die Handschuh-Innenseite mit einem nichtallergenen Material beschichtet.
3. Synthetisches Latex: ist ein Oberbegriff für verschiedenen Materialien, die versuchen Naturkautschuk nachzubilden - Nitril, Neopren, Polyisopren und Polyurethan (PU). Das Allergieproblem wird bei synthetischen Latex-Handschuhen vermieden. Handschuhe aus Nitril-Kautschuk sind besonders im Kommen und haben in den letzten Jahren immer größere Marktanteile gewonnen. Nitril ist nicht ganz so elastisch wie Naturkautschuk, besitzt aber eine noch höhere Chemikalienbeständigkeit und sehr gute mechanische Eigenschaften. Die Handschuhe sind antistatisch, kratz-, schnitt- und stichfest. Ein Nachteil sind die höheren Herstellungskosten im Vergleich zu Natur-Latex-Handschuhen. Vulkanisationsbeschleuniger können manchmal Hautempfindlichkeiten verursachen. Handschuhe aus Polysopren sind garantiert allergiefrei und besonders elastisch. Sie schmiegen sich der Hand an und erlauben feinfühliges Hantieren. Deshalb sind sie im medizinischen Bereich (im OP-Saal) besonders beliebt. Polyurethan-Handschuhe sind auch bei Ölen und Fetten beständig, eignen sich aber weniger für nasse Umgebungen und Arbeiten mit hohen Temperaturen. PU-Handschuhe sind vergleichsweise kostengünstig.
Wie groß sollten Reinraumhandschuhe sein?
Neben dem Material kommt es bei Reinraumhandschuhen auch auf die Länge und Größe an. Der Trend geht dabei eindeutig zu Handschuhen mit längeren Stulpen. Die Standardlänge beträgt nicht mehr als 300 mm. Oft sind auch niedrigere Längen im Angebot, zum Beispiel 220 mm oder 260 mm. Zusätzlichen Schutz bieten Reinraumhandschuhe mit "Überlängen" bis zu 400 mm. Bei 400 mm-Handschuhen ist neben Hand auch der gesamte Unterarm bis zum Ellenbogen bedeckt. Dadurch kann auf weitere Schutzbekleidung wie Ärmelüberzüge oder Manschettenbänder verzichtet werden. Das hat nicht nur einen kostensenkenden Effekt, sondern ist auch ein aktiver Beitrag zur Abfallvermeidung und zum Umweltschutz.
Reinraumhandschuhe werden in unterschiedlichen Größen angeboten. Die benötigte Größe lässt sich durch ein Maßband, das um die breiteste Stelle der Hand gelegt wird, feststellen. Die Größenangaben orientieren sich üblicherweise an der internationalen Handschuh-Größentabelle für Damen und Herren. Bei Herren reichen die Größen von XS (Handumfang 18 cm) bis XXL (Handumfang 29 cm), bei Damen von XXS (Handumfang 15 cm) bis XL (Handumfang 24 cm).
Fazit
Reinraumhandschuhe müssen nicht nur gut passen, sondern auch die jeweiligen Reinraum-Standards erfüllen. Die Auswahl der Handschuhe sollte daher mit Bedacht gewählt werden. Die Handschuhe haben eine doppelte Schutzfunktion zu erfüllen: sie sollen Kontaminationen verhindern und dem Träger höchstmögliche Sicherheit bei seiner Tätigkeit bieten.